Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: Es leben die Depot-Provisorien im Donnerbaum
Wir benötigen hier nämlich aktuell einige Dutzend zusätzliche Tablare für die Verschiebeschrankanlage, um deren noch grosszügig bemessene Zwischenräume zu verkleinern. Wer hätte auch damit rechnen können, dass wir so viele wunderbare historische Stücke bekommen würden, die den vor über 10 Jahren vorbereiteten Platz längst auffüllen. Für das schwarze Hochzeitskleid und zwei weitere knöchellange „Junten“ (Röcke) vom letzten Sommer, baut Joggi Zumbrunn noch an den grossflächigen Liegeplätzen. Der über hundertjährige, brüchig gewordene Stoff, kann nicht einfach am Bügel aufgehängt werden. Zusätzlich müssen noch zwei weitere schwarze Hochzeitskleider aus dem gleichen Grund aus ihren bisherigen Schränken geholt und ebenfalls flachliegend ausgepolstert werden.
So stellt uns manches tolle Objekt plötzlich vor neue Herausforderungen. Die in der Regel daraus resultierenden Umbauten haben dann Umlagerungen und einen weiträumigen Rückstau im Depot zur Folge. Zuerst müssen nämlich definitiv eingelagerte Objekte ausgelagert werden, damit ein geeignetes, aber schon anderweitig belegtes Regal den neuen Ansprüchen entsprechend umgebaut werden kann. Meistens steht aber noch kein adäquater Platz für die ausquartierten, bereits inventarisierten Objekte zur Verfügung. So wird zwischenzeitlich auf Kisten, Kartons oder ungeeignete Regale ausgewichen bis definitiver Lagerplatz bereitsteht oder ein laufender Umbau abgeschlossen ist. Gleichzeitig kommen aber auch immer wieder neue Schenkungen dazu, die Platz benötigen.
Wir können fast von einem glücklichen Zufall reden, dass Myrtha Seiler und Erna Imark in diesem Frühjahr kaum im Depot mitinventarisieren konnten, es hätte nur noch mehr provisorisch zwischengelagerte Textilstapel gegeben. Monika Schopferer, die Schreibende und Projektassistent Beat Zimmermann mussten sich so schon „schiebenderweise“ zwischen Kleiderständern, Schachteln, Objekt- und Wäschestapeln um den Zugang zu den vorbereiteten Schubladen bemühen, um wenigstens einen Teil der inventarisierten Objekte korrekt zu versorgen.
Im Eingangsraum, wo Neuzugänge bis zur Inventarisierung gelagert werden, konnte, mehrfach der Arbeitstisch abgearbeitet werden, auf dem laufend Objekte bereitgestellt wurden, die bei den „Schiebereien“ zum Vorschein kamen. Beat Zimmermann arbeitete sich nach seinem Einsatz im Ortsmuseum hier durch. Das Messen, Beschreiben, Verschlagworten, Fotografieren und das Anschreiben ging speditiv voran, jedoch zum Versorgen fand auch er bald keinen Platz mehr. Diesmal waren die von ihm rekatalogisierten Objekte aus der ehemaligen Ausstellung über Muttenzer Handwerk zu zahlreich und vor allem zu schwer für die vorhandenen Schubladen. Also wurde alles aus den im Weg stehenden Transportschachteln wieder mal provisorisch in ein schnell noch geleertes, stabiles Regal versorgt. So konnte wenigstens im UG27 der Boden und somit der Zugang zum Hochregal mit den Soldaten freigeräumt werden, damit Joggi Zumbrunn mit dem Verkleiden der zweiten Hälfte des Regals anfangen konnte. Das Ausräumen dieses Regalelements füllte aber in kürzester Zeit wieder den Boden in der Mitte des Raumes mit Grossobjekten.
So behindern wir uns mit unseren provisorischen Zwischenlagern nicht nur gegenseitig beim Manövrieren und Versorgen - sie bedeuten auch Mehraufwand bei den Datenbankarbeiten. Hier müssen immer wieder Standorte mehrerer Dutzend Objekte umgeschrieben werden, damit wir wissen wo sie gerade stehen. Natürlich geht dies am Computer mit wenigen Suchen/Ersetzen-Befehlen, aber es ist trotzdem ein Zeitaufwand, denn zumeist ist der nächste Lagerplatz ja auch nur provisorisch und wird später erneut umbenannt. Wir nehmen so die Objekte mehrfach in die Hand, nicht nur analog sondern auch digital, bis sie definitiv versorgt werden können. Somit werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, noch jahrelang Geschichten über unsere „Schiebereien im Zauberwürfel-Labyrinth“ lesen können.
Bildlegenden:
oben links: Beat Zimmermann sucht in den Schubladen nach Platz für die Inventarisierten Kleinobjekte
unten links: Ein halber Tag Arbeit vorbereitet für unseren Assistenten.
Bild rechts: Die Soldaten haben ihr Quartier bezogen