Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: Räum- und Putzaktion ...
Allen Stammgästen des Ortsmuseums ist bewusst, dass der grosse Estrich als Ausstellungsraum seit vielen Jahren nicht mehr zugänglich ist. Der Grund für die Schliessung liegt darin, dass der steile und wackelige Treppenaufgang nicht den heutigen Sicherheitsvorschriften entspricht und die Balken der Boden- und Dachkonstruktion Gäste gefährden könnten, wenn sie sich bei mangelnder Beleuchtung auf die ausgestellten Objekte konzentrieren. Die erheblichen baulichen Massnahmen mussten aus finanziellen Überlegungen aller anstehenden Projekte und dem generellen Spardruck längerfristig zurückgestellt werden.
Schon vor mehreren Jahren brachte Schaggi Gysin mit Helfern vom Werkhof einige grössere und thematisch passende Objekte vom Estrich auf die Heubühne des Bauernhausmuseums.. Der weitaus grössere Teil der Objekte verblieb aus Platzgründen an Ort und Stelle. Durch das fehlende Unterdach dringen seit Jahrzehnten Insekten, Staub und Dreck ein und auch Vögel finden den Weg hinein – doch nicht mehr hinaus.
Wie auf alten Estrichs üblich, finden sich in Ritzen und Ecken allerlei Ungeziefer, diverse Spinnweben und eine russigschwarze Staubschicht.
Nun endlich sollen auch die auf dem Estrich verbliebenen kleinen und mittleren Objekte weggebracht werden. Dafür müssen Ruedi Bürgin und Joggi Zumbrunn erst einmal in unseren anderen Depots Platz schaffen. Dies ist keine leichte logistische Aufgabe, denn robuste Grossobjekte vom Depot Donnerbaum müssen in die Blumen AG verschoben werden, wo vorgängig noch verschiedenste Altlasten entsorgt und die Durchgänge erneut begehbar gemacht werden müssen. Da die AGM-Mitglieder körperlich nicht in der Lage sind schwere Umzugskisten und sperrige Objekte selber zu transportieren, wird diese Arbeiten eine Umzugsfirma mit moderner Technik besorgen.
Am letzten Juni-Donnerstag, dem wärmsten Tag des Monats, hat sich also die Arbeitsgruppe bei 40° Estrichtemperatur erstmals an die Arbeit gemacht. Eigentlich wäre es nötig gewesen, Masken und Handschuhe zu tragen, aber die Hitze hinderte uns daran. Bald einmal waren Nasenlöcher und Hände schwarz, es kratzte im Hals und überall fing es an zu jucken. Also befassten wir uns zuerst mit den weniger verschmutzten Objekten in den Vitrinen. Der grösste Teil davon war schon in den 1970er Jahren inventarisiert worden. Doch waren die Inventarnummern auf den Etiketten vielfach ausgebleicht und nicht mehr lesbar oder die Klebeetiketten waren längst abgefallen. So mussten wir die Objekte – nach ihrer Überprüfung in der Datenbank – neu anschreiben. Dass früher durch mehrere parallellaufende Inventarisierungssysteme etliche Inventarnummern mehrfach vergeben worden waren, bereitete uns zusätzliche Probleme.
Bis zum Ende der Schulferien verbrachte die Arbeitsgruppe jeden Donnerstagabend und zwei ganze Nachmittage bei hochsommerlichen Temperaturen auf dem einst so attraktiven Museumsestrich. Doch fertig sind wir noch lange nicht. Noch immer stehen grosse Objekte wie die alte Kirchturmspitze mit dem Einschussloch, der vergoldete Zeiger der alten Kirchturmuhr, Pferdeschlitten, ein Bob, Muster aus der Muttenzer Ziegelfabrikation, Trotten, Möbel und vieles mehr in dem Raum. Denn zu ihrer Lagerung benötigen die Museen dringend neue, klimastabile und mit Fahrzeugen und Rollis gut zugängliche Räumlichkeiten.
Und unter der Dusche träumten wir von einer neuen Nutzung dieses grossartigen Raumes – allerdings mit einem gefahrlosen Aufgang und spannenden Ausstellungen unter einem gut isolierten Dach.