Hinter den Kulissen der Museen: Weiterbildung der Arbeitsgruppe Museen
Das erste Ziel war der „Schneiderhof“ in Kirchhausen (www.bauernhausmuseum-schneiderhof.de), ein typisches Schwarzwaldhaus aus dem 17. Jahrhundert mit zugehöriger Nagelschmiede. In diesem Haus hatte zuletzt Fräulein Berta Schneider gelebt, die 1986 im Alter von 91 Jahren verstorben war. Das zerfallene Anwesen war vom Landesdenkmalamt zum „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ eingestuft worden, für dessen „Erhaltung ein gesteigertes öffentliches Interesse“ bestehe. Mitglieder eines Trägervereins setzten daraufhin in neunjähriger Fronarbeit das baufällige Gehöft wieder instand. Nun präsentiert es sich so, wie wenn seine letzte Bewohnerin nur kurz hinaus gegangen wäre.
Berta Schneider hatte auf fast alle Annehmlichkeiten unserer Zeit verzichtet und so sparsam gelebt, wie es ihre Familie während drei Jahrhunderten getan hatte. Betritt man das Haus, so müssen sich die Augen zuerst an die Dunkelheit gewöhnen. Eindrücklich ist besonders die schwarze Rauchküche, in der das Kochen eine mühselige Angelegenheit war. Durch die kleinen Fenster dringt nur spärliches Licht und die einzige Glühbirne gibt nur einen schwachen Schein ab. Die düstere Atmosphäre, zu der auch das ärmliche Mobiliar beiträgt, vermittelt dem Besucher über alle seine Sinne einen unmittelbaren Eindruck von der kärglichen Lebensweise seiner einstigen Bewohner.
Wegen der Enge und Dunkelheit ist es den Besucher/innen aus Sicherheitsgründen nicht gestattet, allein das Haus zu erkunden. An drei Tagen in der Woche finden deshalb mehrere Führungen durch das Haus statt, bei denen erhält man die nötigen Erklärungen. Beschriftungen hätten nicht nur dem Charakter des Hauses widersprochen, sie wären in der Dunkelheit auch gar nicht lesbar. Geführt wird von Personen, welche Berta Schneider noch gekannt haben. Dadurch gewinnen ihre Ausführungen noch eine zusätzliche persönliche Note.
Von Ostern bis November findet auf dem „Schneiderhof“ einmal im Monat eine besondere Aktion statt. Da werden bäuerliche Arbeiten gezeigt, ganz ähnlich wie wir sie jeweils im Oktober vor dem Muttenzer Bauernhausmuseum zeigen.
Nach einer längeren Rundfahrt durch die Landschaft – die moderne Navitechnik machte uns zu schaffen – und einem stärkenden Mittagessen ging es dann zum „Klausenhof“ in Herrischried. Die dortige grosszügige Freilichtanlage bildet einen krassen Kontrast zum „Schneiderhof“. Das Hauptgebäude ist ein aus dem Jahre 1424 stammender Eindachhof. Dessen einst mit Roggenstroh bedecktes, weit heruntergezogenes Dach war typisch für den Schwarzwald. Es beschützte seine Bewohner besonders in schneereichen Wintern. Mehrere historische Gebäude, auch aus anderen Ortschaften stammend, wurden auf dem Areal des „Klausenhofs“ wieder aufgebaut.
Diese Museumsanlage müssen die Besucher/innen auf eigene Faust erkunden. Einem Führungsblatt sind rudimentäre Informationen zu entnehmen, weitergehende Informationen in den einzelnen Räumen fehlen jedoch. Der „Klausenhof“ erhält sein Leben und seine Attraktivität durch regelmässige Bauern- und Handwerkermärkte, an denen einheimische Produkte angeboten werden. Auch finden innerhalb der Anlage Theateraufführungen und Konzerte statt. Das Museumsgelände dient somit auch als Kulisse für allerlei Aktivitäten, die Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung zusammenbringen.
Die beiden besuchten Museen unterscheiden sich in drei fundamentalen Punkten vom Muttenzer Bauernhausmuseum: 1.) Sie verfügen nur über die jeweils in den Häusern vorhandenen Objekte, haben also keine Depots. Kommt ihnen ein Objekt abhanden, so haben sie keinen Ersatz. 2.) Sie haben ihre Objekte weder detalliert inventarisiert noch Grundsätzliches dazu dokumentiert. Mit der jetzigen Betreuer-Generation wird auch das Wissen rund um die Objekte weitgehend verschwinden, weil nichts schriftlich festgehalten ist. 3.) Beiden Museen fehlt ein Museumsführer, der den jüngeren Besucher/innen die notwendigen Erklärungen bieten kann. Letzterer hat ja auch im Muttenzer Bauernhausmuseum bis zu dieser Saison gefehlt.
Sind wir auch oft mutlos angesichts der immensen Arbeit, welche die Inventarisierung und Dokumentierung unserer Sammlungen bedeutet, so wurden wir indirekt zum Weitermachen ermutigt. Der Vergleich mit den beiden Museen hat uns die Notwendigkeit unserer Dokumentationsarbeit bestätigt. Doch wollen wir selbstkritisch für Anregungen und Kritik offen bleiben und uns weiteren Vergleichen stellen.
Bauernhausmuseum / Ortsmuseum