27. März 2012
Im Polyfeld Muttenz wird künftig wirtschaftlich und umweltfreundlich geheizt. Die behagliche Wärme liefert das Amt für Industrielle Betriebe aus der Abwärme der Speiseölproduzentin Florin AG.
Seit Jahrzehnten setzt sich die Gemeinde Muttenz für einen umweltschonenden Umgang mit der Energie ein. Dies belegt der Widerstand gegen das AKW Kaiseraugst in den 70er-Jahren bis hin zum Beschluss der Gemeindeversammlung gegen die geplante Erstellung von Gaskombikraftwerken auf Muttenzer Boden im Juni 2007 - ein Fall, der immer noch beim Bundesgericht liegt. Auf der anderen Seite hat die Energiestadt Muttenz nicht nur opponiert sondern aktiv umweltfreundliche, alternative Energieförderungsmöglichkeiten (Beiträge an Fotovoltaik-, Sonnenkollektor- und Holzenergieanlagen, Förderaktionen „E-Bike“, „Scooter“, „Gebäudethermografie“, „Glühlampenersatz“, etc.) vorangetrieben.

Energiesachplan Muttenz
Um diese politische Linie in kommunalen Energiefragen konsequent weiterverfolgen zu können, erarbeitete Muttenz als erste Baselbieter Gemeinde eine behördenverbindliche Planungsgrundlage. Eine solche wurde von der Gemeindeversammlung im Dezember 2008 mit dem Energiesachplan beschlossen. Mit diesem Planungsinstrument erkennt und koordiniert der Gemeinderat im Energiebereich seine Entscheidungs- und Handlungsspielräume und sorgt dann für die entsprechende Umsetzung. Der Energiesachplan enthält konkrete Angaben zu den bestehenden Wärmeverbundnetzen und deren Erweiterungsmöglichkeiten. Er zeigt den Zustand und die zukünftige Entwicklung der Wärmenachfrage in Muttenz auf, macht Aussagen zum Wärmeversorgungspotenzial der einzelnen Energieträger und legt Vorranggebiete für die Wärmeversorgung mit einzelnen Energieträgern fest.

Florin heizt Bildungseinrichtungen, Wohnräume und Arbeitsorte
Es ist ein Glücksfall und eine Win-Win Situation, dass die grösste unabhängige Herstellerin von pflanzlichen Fettstoffen in der Schweiz, das Muttenzer Familienunternehmen Florin AG, im Polyfeld Muttenz mit ihrem Kerngeschäft Abwärme produziert, welche bereits heute in einem Wärmeverbund genutzt wird. Zusammen mit der ARA Birsfelden, die in einem weiteren Ausbauschritt angeschlossen werden soll, könnten bis zu 8.9 Megawatt Abwärme geliefert werden. Das reicht zum Beheizen von 1500 Wohneinheiten. Mit diesem Zusammen-schluss lässt sich auch das Abhängigkeitsrisiko von nur einem Wärmelieferanten entschärfen.

Fernwärme Polyfeld Muttenz
Die jüngste Energiesachplan-Massnahme ist nun die Gestaltung von guten Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau des Verbundes Fernwärme Polyfeld Muttenz. Dieser wird vom Amt für Industrielle Betriebe BL (AIB) betrieben und in den nächsten Jahren kontinuierlich vergrössert. Die Gemeinde wirkt über die Quartierplanung in ihrem Hoheitsgebiet derart unterstützend, dass die angebotene Wärme zu einem gerechten und konkurrenzfähigen Preis von den Liegenschaftseigentümern abgenommen wird. Ausserdem werden nebst dem Primarschulhaus Gründen und den kantonalen Schulen, welche bereits seit vielen Jahren aus dem Wärmeverbund beheizt werden, auch das Primarschulhaus Donnerbaum und das neue Altersheim zum Park und an den Wärmeverbund angeschlossen.

Als erster Ausbauschritt der Fernwärme Polyfeld Muttenz wird eine neue Hauptwärmeleitung von der Fernwärmezentrale bei der Fachhochschule in Richtung Wohngenossenschaften Freidorf und Donnerbaum gebaut (siehe Plan rot eingezeichnet). Der weitere Ausbau ins Prioritätsgebiet und ins Erweiterungsgebiet hängt dann stark vom Kundeninteresse ab. Das AIB befragt in den kommenden Wochen potentielle Kunden nach deren Interesse an einem Fernwärmeanschluss.

Welche Vorteile bietet ein Anschluss an die Fernwärme?
Die Fernwärme ist preiswert, denn der Kunde bezahlt keine Verluste (Kessel und Abgasverluste). Nur was wirklich gebraucht wird, wird auch in Rechnung gestellt. Die zusätzlichen Betriebskosten für eine Fernwärmheizung sind sehr tief. Es braucht keinen Heizungsservice, keinen Kaminfeger und es gibt kaum Heizungsstörungen.

Der Platzbedarf für einen Fernwärmstation ist minim. Die Heizung ist sehr sauber - vor Ort entstehen keine Abgase - und die Station braucht keine Frischluft. Frei werdende Räume können anderweitig genutzt werden.

Die Fernwärme verursacht gegenüber einer normalen Ölheizung nur rund 20% der CO2-Menge und auch andere Schadstoffe werden in wesentlich geringeren Konzentrationen emittiert. Kunden sparen bei der CO2-Abgabe.

Die Kunden brauchen sich um nichts mehr zu kümmern. Der Energieeinkauf fällt weg und ihre Liegenschaft ist sicher mit Wärme versorgt. Die Mitarbeiter der Fernwärme sind rund um die Uhr auf Pikett und im Falle einer Störung einsatzbereit.

Kurz gesagt:
Unter dem Strich erhalten die Hauseigentümer ein Angebot, mit dem sie für die nächsten Jahre sorglos eine behagliche Wärme in ihren Liegenschaften haben. Fernwärme ist im Polyfeld Muttenz die Zukunft, weil sie praktisch, vergleichsweise wirtschaftlich und vor allem umweltfreundlich ist.

Kontaktadressen
Gemeinde Muttenz, Bauverwaltung, Bruno Chastonay, Tel. 061 466 62 76
Amt für Umweltschutz und Energie BL, Bernhard Schmocker, Tel. 061 552 62 48

Seniorin und Katze
Seniorin und Katze haben es behaglich mit der Fernwärme Polyfeld Muttenz