Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: Im Ortsmuseum tut sich was
Nachdem Ende Juni acht grosse Jauslin-Bilder vom Bundesamt für Kultur zurückgeholt worden sind, musste sich Peter Habicht einen Ersatz für das nun fehlende Bild im Karl Jauslin-Saal finden. Glücklicherweise war schon nach kurzen Überlegungen klar was sich da anbot. Im Gemäldedepot lagern noch weitere grossformatige Jauslin-Bilder über berühmte Schlachten der Weltgeschichte, darunter auch schweizerische Motive. Da sich das neue Bild eben auch als «Eyecatcher» eignen muss, fiel die Wahl auf den «Sturm auf die Bresche von Murten». Das Bild hat die gleichen Masse wie das entfernte und darauf sind unzählige Details zu sehen, die hoffentlich unsere jungen und älteren Gäste fesseln können. Das Motiv ist zwar äusserst kriegerisch und brutal, aber durch das dunkel getönte Papier und den aufsteigenden «Pulverdampf» wirken die nur mit Kohlestift und Deckweiss gezeichneten Details nicht auf Anhieb blutrünstig. Wir sind gespannt wie die ersten Publikumsreaktionen dann ausfallen werden.
Zunächst aber ging nun das Bild vom Gemäldedepot im Kulturgüterschutzraum erstmal zur «Kur». Weil auf der Sichtseite des Bilderrahmens edleres Holz verwendet worden war als auf der versteckten Rückseite, hatte sich der massive Holzrahmen weniger verzogen, als das billige Holz der Querverstrebungen auf der hinteren Seite. So hatte das Bild in den vergangenen Jahrzehnten irgendwann die als Stabilisierung angebrachten Querleisten verloren. Der Bildträger aus Karton hatte die Luftfeuchtigkeit wie ein Schwamm aufgesogen, sich stärker ausgedehnt als die bemalte Papieroberfläche und so entstanden überall Risse. Durch die leichte Verformung des Kartons waren dann auch die am Holzrahmen klebenden Bildränder eingerissen. Über 110 Jahre Lagerung ohne Schutzglas hatten bewirkt, dass das allgemein schon finstere Bild noch dunkler geworden war. Nun müssen nach einer eingehenden Analyse durch eine Restauratorin die ausgerissenen Stellen gefestigt und die Bildoberfläche moderat gereinigt werden. Zum Schluss kann das Bild stabilisiert, mit einem aus Platzgründen nur feinen Rahmen eingefasst und wieder in der Ausstellung im Ortsmuseum montiert werden.
Ebenfalls aktuell arbeitet Peter Habicht an den Elementen für drei neue Vitrinen rund um die Dorfkirche St. Arbogast. Hier kann er aus dem Vollen schöpfen, denn sein Führer durch die Kirche ist vor einem Jahr erschienen. Zeigen wollten wir u.a. die vollständige Wandmalerei mit dem «Jüngsten Gericht», welche heute durch die Orgel zum grössten Teil verdeckt ist. Ob uns das allerdings gelingt ist fraglich, denn auf Nachfrage bei den zuständigen Amtsstellen gibt es nirgends eine farbige Bildvorlage. Aber wir bleiben dran und suchen weiter. Inzwischen wurde schon mal der ehemalige Hahn vom Kirchturm aus dem Depot geholt und entstaubt. Eine weitere Vitrine wird dem Beinhaus gewidmet sein, dessen heute wohl als gruselig empfundene Funktion genauer erklärt wird. Wir hoffen auch damit das Interesse unserer Gäste wecken zu können.
Geplant ist die Wiedereröffnung des Ortsmuseums mit den neuen Ausstellungselementen eigentlich auf Ende Januar. Ob uns Corona wieder einen Strich durch die Planung macht, wird sich zeigen.
Besuchen Sie aber unbedingt unser Adventsfenster im Bauernhausmuseum. Es wird am 6. Dezember um 18 Uhr geöffnet und bleibt bis zum Dreikönigstag offen. Wir zeigen unsere «Corona-Highlights», also Objekte die dank des Lockdowns resp. des damit ausgelösten Räumungsfiebers in unsere Sammlungen eingegangen sind. Der Einblick ist wie immer durch eine Zuschauer-Treppe von aussen möglich. Auch da gilt natürlich: Halten Sie Abstand. Ein Eröffnungsapéro wird auf Grund der aktuellen Corona-Situation nicht angeboten.
Bildlegenden:
oben links: Myrtha Seiler und Ruedi Bürgin räumen die Vitrinen zur «Buebe- und Meitlihandi» aus.
oben rechts: Die bisherige Kirchen-Vitrine aus den Gründungsjahren wird erneuert.
unten links: Der alte Kirchturm-«Güggel» wird im Depot entstaubt.