Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: Jauslin-Bilder kehren heim
Im Jahr 1902 bekam unser Muttenzer Historienmaler Karl Jauslin (1842–1904) von Oberst Heinrich Bircher, Arzt und Militärhistoriker aus Aarau, den Auftrag neun Bilder zur amerikanischen Militärgeschichte anzufertigen. Die Motive, alle im Format 200 cm x 150 cm, waren für sein «Kriegs- und Friedensmuseum» im Rahmen der Weltausstellung in St. Louis (USA) 1904 bestimmt. Sicher ist, dass Jauslin die Motive mit Anweisungen des Auftraggebers und möglicherweise auch dank Fotos sehr realitätsnah gestalten konnte, ohne je selber dort gewesen zu sein. Ob die Bilder an der Weltausstellung tatsächlich gezeigt worden sind ist aber unklar, denn es existieren keinerlei Belege für einen Hin- oder Rücktransport per Schiff.
Die neun Bilder gelangten später in den Besitz des Bundes, wo sie viele Jahre in einem Abstellraum des Bundeshauses standen. Um 1967 bot ein Hauswart, dem sie wohl immer etwas im Weg waren, die sperrigen Objekte dem damaligen Muttenzer Ständerat Werner Jauslin (1924-2015) an. Dieser willigte sofort ein die Bilder der Muttenzer Bevölkerung zugänglich zu machen. 1972 wurden also zur Neueröffnung des Ortsmuseums der damaligen Museumskommission Muttenz die neun Werke von Karl Jauslin als Leihgabe des Bundes offiziell übergeben.
Die Bilder wurden fast 20 Jahre im Ortsmuseum gezeigt. Nach mehrfacher Umgestaltung des Jauslin-Saales verlagerte man 1991 acht Bilder zuerst in ein Seitendepot des Ortsmuseums und dann Mitte der 1990er Jahre endgültig in das Gemäldedepot des Kulturgüterschutzraumes im Schulhaus Donnerbaum. Das einzige im Ortsmuseum verbliebene Bild war „Appomattox Court House“, welches die Verhandlungspartner am Ende des amerikanischen Sezessionskrieges 1865 zeigt.
20 Jahre in der Ausstellung und die insgesamt 120 Jahre Lagerung ohne Schutzglas haben zu starken Verunreinigungen der Oberflächen geführt. Die an sich schon düsteren Bilder sind immer finsterer geworden. Auch in den 25 Jahren im wechselnden Klima des Kulturgüterschutzraumes haben sie weiter stark gelitten. Der Karton, den Jauslin als Träger genutzt hatte, war durch die im Depot oft herrschende hohe Luftfeuchtigkeit wellig geworden und teilweise gerissen. Auf Grund einer detaillierten Zustandsanalyse von Jauslin-Kurator Peter Habicht hat nun die Besitzerin der Bilder, das Bundesamt für Kultur (BAK), die Leihverträge für alle neun Bilder gekündigt.
Am 30. Juni fuhr deshalb ein Kleintransporter mit zwei Sammlungstechnikern des BAK beim Schulhaus Donnerbaum vor. Unten im Kulturgüterschutzraum wurden die Riesenbilder ausgerahmt, fachmännisch mit Polsterung und Spezialfolie einzeln eingepackt, zusammen mit den sperrigen Holzrahmen durch den langen Schulhausgang zum Warenlift transportiert und draussen eingeladen. Dank der modernen Masse der Schulhaus-Türen und des Liftes ging alles wie am Schnürchen.
Im Ortsmuseum hingegen sträubte sich „Appomattox Court House“ resp. sein Holzrahmen gegen den Abtransport. Das 2014 in der neugestalteten Ausstellung schon rahmenlos aufgehängte Bild ging gut verpackt die Treppe hinunter und mit etwas Manövrieren durch die Notausgangstüre. Der insgesamt 230 x 180 cm grosse, sperrige Holzrahmen hingegen passte diagonal nur um Fingerbreite knapp durch den Türrahmen.
Nach 48 Jahren im Muttenzer Exil fuhren nun die neun Jauslin-Werke zurück nach Bern. Trotz der grossformatigen Lücke, die das fehlende Bild nun im Karl Jauslin-Saal hinterlässt, überwiegt bei Jauslin-Kurator Peter Habicht und bei der Arbeitsgruppe Museen schlussendlich die Erleichterung, dass wir die Verantwortung für diese Werke nicht mehr tragen müssen. Die erforderlichen klimatischen Bedingungen eines fachgerechten Bilder-Depots können wir nämlich weder im Ortsmuseum noch im Depot Donnerbaum gewährleisten.
Was sich Kurator Peter Habicht nun einfallen lässt, um die Lücke zu schliessen, werden wir Ihnen mitteilen, sobald sich etwas getan hat und das Ortsmuseum wieder geöffnet hat.