Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: „Was nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“
Inzwischen sind drei arbeitsintensive Jahre vergangen. Die Pilotmuseen haben fleissig inventarisiert und weitere Museen mit dem „KIM-Virus“ angesteckt. Aktuell sind bereits 21 der 45 BL-Museen angeschlossen und es werden laufend mehr. Zwischenzeitlich kam sogar noch der kantonale Kulturgüterschutz als weiterer wichtiger Partner und Nutzer der Datenbank dazu.
So entstand im Baselbiet das schweizweit erste gemeinsame Kulturgüterportal einer ganzen Region, welches in Zusammenarbeit mit neun grossen Forschungspartnern aus dem EU-Raum laufend weiterentwickelt wurde. Schon früh konnte nämlich zusätzlich zu den Geldern der beiden Hauptsponsoren Swisslos und Stiftung Museen Baselland ein EU-Förderbeitrag eingeholt werden, der die Teilnahme am sogenannten Projekt EEXCESS ermöglichte. Dieses hat zum Ziel, das gemeinsame kulturelle Erbe im EU-Raum mit neuen Web-Technologien für die Forschung effektiver nutzbar zu machen.
Am 15. April wurde dann im Landratssaal in Liestal das Portal der Öffentlichkeit und vielen Fachleuten aus der Schweizer Museumswelt und der des umliegenden Auslandes vorgestellt. Die Baselbieter Ortsmuseen präsentieren sich und ihre Sammlungen nun gemeinsam und weltweit bis hinein in das grosse Kulturgüterportal der EU namens EUROPEANA. Nebst diesem öffentlichen Auftritt profitieren die beteiligten Museen von weiteren Möglichkeiten des vielfältigen Portals und seiner angeschlossenen Fachstellen. So können beispielsweise Museumsveranstaltungen und Ausstellungen über den Veranstaltungskalender von Tourismus Baselland schweizweit beworben werden. Des Weiteren bietet das Portal für Mitglieder mehrere Plattformen an, wo etwa in Diskussionsforen Hilfe für Probleme der täglichen Museumsarbeit oder zur Identifizierung eines unbekannten Gegenstandes geholt werden kann. Es werden auch museumsspezifische Weiterbildungskurse angeboten. So haben zwei Mitglieder der Arbeitsgruppe Museen (AGM) bereits an einem Kurs zum fachgerechten Fotografieren von Objekten teilgenommen. Die angeschlossenen grossen und kleinen Museen sind nun enger zusammengerückt und profitieren vom gegenseitigen Wissen. Hauptpunkt ist aber: Sie können endlich der interessierten Öffentlichkeit auch die Sammlungsbereiche präsentieren, die bisher nicht in Ausstellungen gezeigt werden konnten und das sind in der Regel etwa 90% aller vorhandenen Objekte.
Natürlich bedeutete die Mitgliedschaft in KIM für die AGM auch eine grosse Vorarbeit. So mussten im Endspurt zwischen Januar und März erst einmal genügend aussagekräftige Objekte, resp. deren Daten und Fotos aufgearbeitet werden; eine Minimalanforderung an die erhobenen Objektdaten war nämlich vorgegeben. Jeder einzelne Datensatz wurde durch die Schreibende auf Vollständigkeit und Kompatibilität zur KIM-Datenbank überprüft und einzeln zur Veröffentlichung freigegeben. Um etwas speditiver voran zu kommen wurde als Erstes unsere Karl Jauslin-Sammlung mit über 5‘000 ausführlich erfassten Objekten freigegeben. Dieser Nachlass war vor kurzem in einem zweijährigen Projekt vollständig und fachgerecht aufgearbeitet worden. Dann folgten noch rund 2‘000 historische Fotos, die bereits vor Jahren dank der analogen Vorarbeit des früheren Sammlungsbetreuers schon sehr gut erfasst worden waren. Zu guter Letzt konnten auch noch rund 600 Datensätze mit Textilobjekten freigegeben werden, die vor 10 Jahren die Kuratorin der kantonalen Textilsammlung für uns aufgearbeitet hatte. Von Anfang an waren also fast 8‘000 Objekte aus den Sammlungen der Museen Muttenz weltweit einsehbar.
Noch kann sich die AGM aber nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen. Vor und während der zeitaufwändigen Datenvorbereitungen fanden auch unsere Umzugsarbeiten ins neue Depot Geispel statt, begleitet von weiteren Inventarisierungsarbeiten. Sobald die dabei auf Papier erfassten über 400 Datensätze der letztjährigen Aktion dann ebenfalls dem geforderten Minimalstandard entsprechend in unserer Sammlungsdatenbank integriert sind, werden auch diese freigegeben und in die grosse Kulturgüterdatenbank eingespiesen. Im Zuge der Aufarbeitung unserer beiden Sammlungsdepots werden jetzt noch viele hundert weitere Objekte aus dem Dornröschenschlaf geweckt, erfasst und periodisch öffentlich gemacht. Sind dann alle Depots einmal aufgearbeitet, folgen noch die Bestände im Bauernhausmuseum und die restlichen Grossobjekte im Estrich des Ortsmuseums. Es gibt also für die AGM in den nächsten Jahren noch sehr viel zu tun. Aus diesem Grund hoffen wir immer noch auf Freiwillige, die uns regelmässig bei diesen Arbeiten unterstützen - es muss ja auch nicht gleich ein AGM-Vollpensum sein. Unser Museumssekretariat wartet immer noch auf Ihren Anruf auf 061 466 62 71.
Besuchen Sie das erste regionale Kulturgüterportal der Schweiz auf http://kgportal.bl.ch und stöbern sie in den kulturhistorischen Schätzen unserer Region. |