Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: Zertifizierte Museumsmitarbeiterin
Nach 18 Monaten Ausbildung in namhaften Museen in der ganzen Schweiz entschied ich mich, die als Abschluss angebotene Zertifikatsarbeit zu schreiben. Dokumente für ein passendes Thema hatte ich bereits bei der Arbeit im Sammlungsdepot Donnerbaum entdeckt: Die Lehr- und Arbeitsjahre der Muttenzer Hebamme Margrit Rahm (1878 – 1956). Damit wollte ich neben meiner Abschlussarbeit gleichzeitig auch noch ein zukünftiges Ausstellungsthema für die Muttenzer Museen erarbeiten.
Ganz so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte, war es dann doch nicht: Die Unterlagen, die ich zur Verfügung hatte, konnte ich zum Teil nicht lesen. Insbesondere das Leumundszeugnis, ausgestellt von der Gemeinde Muttenz, ein Gemeinderatsschreiben und das Kleiderreglement für die Hebammenschülerinnen. Sie alle sind in alter Schrift geschrieben. Unser Arbeitsgruppenmitglied Hildegard Gantner-Schlee, Kunsthistorikerin und Schriftenexpertin, konnte mir weiterhelfen. Mit ihrer Unterstützung konnte ich die Briefe entziffern.
Diese Unterlagen allein reichten aber noch nicht, um eine Arbeit zu schreiben. Somit wandte ich mich an Verwandte der Hebamme, führte mit ihnen Interviews und erfuhr noch einige interessante Gegebenheiten. Dann wollte ich noch mehr über die Hebammen-Ausbildung am Anfang des 20. Jahrhundert erfahren und liess mir zu diesem Zweck im Staatsarchiv BL Unterlagen bereitlegen. Zuerst musste ich mich durch die vielen Dokumente arbeiten, wovon etliche wieder in dieser alten Schrift waren. Das Entziffern klappte schon etwas besser, aber noch lange nicht bei allem. Für einige Dokumente benötigte ich wieder die Unterstützung von unserer Schriftenexpertin.
Endlich fand ich in all diesen Dokumenten genug Brauchbares für meine Arbeit.
Auch im Internet erfuhr ich dank einer Diplomarbeit einer Maturantin etwas mehr über die Ausbildung der damaligen Hebammen.
Die zukünftige Kleinausstellung soll einmal so einfach wie möglich in das Ortsmuseum integriert werden können. Dazu musste ich Ausstellungs-Gestelle definieren, ebenso den Hintergrund, die Beleuchtung und natürlich am Schluss die Gesamtkosten berechnen. Für eine interessante Ausstellung brauchen wir aber neben den zweidimensionalen auch noch dreidimensionale Objekte. Leider haben wir im Moment noch nicht genügend eigene. Doch dank unserer künftig besseren Vernetzung mit anderen lokalen Museen, können wir dann überall geeignete Objekte suchen und ausleihen. Dann müssen auch noch Texte für die Ausstellung entwickelt und geschrieben werden. Was könnte für die Museumsbesucher und -besucherinnen interessant sein und was eher nicht?
So kamen etliche Nachmittage Arbeit für das Schreiben und Recherchieren meiner Zertifikatsarbeit zusammen und es werden noch viele zusätzliche Stunden für die Umsetzung dieser Ausstellung dazu kommen. Erst wenn man so eine Arbeit schreibt und daraus eine Kleinstausstellung selber plant, merkt man, wie enorm gross der Zeitaufwand dafür ist.
Aber es hat sich gelohnt: Im Juni wurde mir das Zertifikat im Landesmuseum Zürich feierlich übergeben. Die Ausstellung muss aber noch bis nächstes Jahr warten. Die AGM ist ja immer noch voll am Zügeln von Sammlungsobjekten ins neue Depot Geispel. Da geht uns im Moment die Depot-Arbeit nicht aus. Erst danach kann ich mit vollem Elan meine Hebammen-Ausstellung in Angriff nehmen.
Jetzt freue ich mich mit den anderen AGM-Mitgliedern erstmal an der neuen Karl Jauslin-Ausstellung, an der ich am Rande auch schon mitgearbeitet habe. Nun kann ich nachvollziehen, wieviel Zeitaufwand für einen ganzen Ausstellungssaal nötig war.
Bauernhausmuseum
Ortsmuseum