Blick hinter die Kulissen der Museen Muttenz: Theorie der Sammlungsarbeit
Auch dieses Jahr hatte die Arbeitsgruppe Museen (AGM) tatkräftige Unterstützung durch Beat Zimmermann. Fast 500 Objekte hat er von allen Seiten fotografiert, vermessen, beschrieben und natürlich mit Inventarnummern angeschrieben. Im Detail heisst das: auf jedem einzelnen Objekt und bei mehrteiligen Ensembles auf jedem losen Teilstück wird jeweils ein kleiner Streifen Speziallack angebracht. Ist der getrocknet, wird je nach Objektfarbe mit weissem oder schwarzem Tuschestift die Inventarnummer darauf geschrieben. Nach dem Trocknen der Tusche wird jeweils noch einmal überlackiert, damit die Zahlen bei Berührungen nicht an den Fingern kleben bleiben. Das zwischendurch wichtige Trocknen ist zeitfressend und nur speditiv, wenn man vorausplanend über Nacht oder während der Mittagspause eine vorbereitete Serie trocknen lässt. Das schafft die AGM mit einem Nachmittag pro Woche natürlich nicht.
Die zugewiesene Nummer wird an möglichst diskreter Stelle, meistens auf dem Boden, gut lesbar platziert. Damit aber bei Recherchen sperrige Geräte, wie z.B. eine schwere Dezimalwaage oder der neueingegangene Heuwänder, nicht zuerst auf den Kopf gestellt werden müssen, wird zusätzlich eine von Weitem sichtbare Papieretikette angeknüpft. Auch bei Textilien bringen wir kleine Etiketten an. Nur bei Kleidung, die z.B. als Leihgabe auf Reisen geht, nähen wir ein schmales, mit Tusche beschriftetes Baumwollband ein. Mit den bei der AGM immer stärker werdenden Lesebrillen wird nämlich auch das Einfädeln eines möglichst feinen Nähfadens immer zeitraubender.
Leider sind in früheren Zeiten ungeeignete Lackstifte auch direkt auf feinsten Textilien angewandt worden. Das verunstaltet die Objekte auf ewig, denn ohne Lösungsmittel lassen sie sich nicht mehr spurlos entfernen. Diese würden aber auch den Stoff so ausbleichen, dass der helle Fleck nicht schöner wäre, als die jetzige leuchtende Schrift. Aber auch fachgerechte Tusche kann, an der falschen Stelle angebracht, sehr störend sein.
Die gesamte Arbeitsleistung unseres Assistenten ist auch mit Trocknungsphasen gut das Fünffache, von dem was die drei noch im Depot arbeitenden AGM-Frauen mit 99 inventarsierten Textilien im ganzen Jahr aufgenommen haben. Wir arbeiten nicht täglich mit der Datenbank und klicken uns beispielsweise eher im «Schneckentempo» durch unseren Thesaurus (Suchwörterkatalog) mit über 5'000 Suchbegriffen, bis wir das Passende gefunden haben. Dazu kommt, dass dieser Vorgang mehrfach pro Objekt durchlaufen werden muss, denn in der Regel wird mehreren Themenkreisen zugeordnet, über die ein Objekt gesucht werden könnte. Einfaches Beispiel ist ein umhäkelter Kleiderbügel, wie ihn die älteren Leserinnen sicher in der «Handi» noch selber gehäkelt haben. Der gehört in folgende Themen: 1) «Personen, Gemeinschaft → Personen → Kleidung und Tracht → Hilfsmittel zur Aufbewahrung von Kleidung», 2) «Personen, Gemeinschaft → Gemeinschaft → Schule → Unterricht für Mädchen», 3) «Hauswirtschaft → Hausarbeit → Handarbeit → Häkeln». So klicken wir uns bei jedem Objekt mehrfach durch unsere 15 Themenkreise mit je vier stark verzweigten Unterebenen. Wenn man sich dann noch unsicher in die falsche Ebene einklickt und umkehren muss, ist das dem Arbeitseifer nicht gerade zuträglich. Ein Glück haben wir Beat, der sich dank seiner Routine dann quasi im «Überschallbereich» durcharbeitet.