Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: Weitere Sommereinsätze in den Sammlungsdepots
Bereits zwei Wochen nach dem Leder-Putzeinsatz des Fördervereins wurde gleich nochmal zur Reinigung aufgeboten. Diesmal ging es wieder um rostiges Eisen, was für die Fördervereinsmitglieder bereits Routine bedeutete. In beiden Depots wurden extra alle noch verbliebenen Eisenartikel herausgesucht, die sich bis jetzt in den hintersten Reihen unserer Regale versteckt hatten. Sogar im Depot Donnerbaum waren bei Umschichtungsarbeiten noch einmal inventarisierte rostige Eisenketten und Radschuhe zum Vorschein gekommen. Sie wurden auch zusätzlich noch ins Geispeldepot gebracht und bleiben dann dort in der Abteilung Transportmittel und -zubehör.
Mitte August erreichte uns eine dringende Anfrage aus dem Dichter:innen- und Stadtmuseum Liestal, genannt DISTL. Dort wird am 15. September eine Ausstellung eröffnet, die sich mit «Eheglück und Ehekrach» beschäftigt. Dazu besitzen die Sammlungen in Muttenz einige Objekte, die bestens zum Thema passen. In Windeseile wurden die über das Kulturgüterportal BL ausgewählten 10 Objekte von der Schreibenden im Depot Donnerbaum und bei den Illustrationen von Karl Jauslin zusammengesucht. Unter anderem wird ein bodenlanges, schwarzes Hochzeitskleid aus der Zeit von 1880 zu sehen sein. Zum schwarzen Hochzeitskleid gehörte damals auch der Brautkranz aus künstlichen Myrthen, der zusammen mit dem Eheversprechen gerahmt und dann im Schlafzimmer aufbewahrt worden war. Als kontrastreicher Brautschmuck wird dann auch eine weisse Hochzeitsbegine gezeigt, welche extra für eine Hochzeit in Baselbieter Tracht angefertigt worden war. Ein dazu passender weisser Brautschal ist bis jetzt leider nicht in unsere Sammlung gelangt. Das grösste Objekt ist dann ein geflochtener Kinderwagen, genannt Basler Wagen, auch er aus der Zeit um 1900.
Weil damals beim Heiraten tatsächlich galt «bis dass der Tod sie scheidet», haben wir mehrere sogenannte Witwenhauben beisteuern können. Witwen waren in der Regel dazu verdammt, bis an ihr Lebensende oder bis zu einer neuen Heirat nur noch schwarz zu tragen. Aber auch hier keine Regel ohne Ausnahme: War die Witwe sehr jung, durfte sie nach einem angemessenen Trauerjahr bereits einige farbige Stoffblumen auf ihrer schwarzen Haube anbringen. So konnte sie zeigen, dass sie wieder «auf dem Heiratsmarkt» zu haben ist. Denn damals war ein neuer Ehemann die einzige Unterstützung, um nicht in Armut weiterleben zu müssen. Auch ein vom Ehemann hinterlassenes Vermögen oder ein florierendes Geschäft durfte die Witwe nicht ohne männlichen Beistand weiternutzen. Frauen hatten also nicht nur keine Rechte, sondern auch keine Unterstützung in Form einer Witwenrente. Da haben wir es heute doch viel besser.
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