Hinter den Kulissen der Museen Muttenz
Im März haben Myrtha Seiler und die Schreibende an einer internationalen Fachtagung in Aarau teilgenommen, die dem Thema „Sammlungen historischer Fotografien“ gewidmet war. Für Myrtha Seiler bedeutete dieser Sprung ins kalte Wasser den Einstieg in die Problematik dieser Materie. In Zukunft werden wir gemeinsam die Muttenzer Fotosammlung betreuen.
Die Tagung hat uns beiden gezeigt, dass es eigentlich gar keine Rolle spielt, ob man in einem grossen renommierten oder in einem kleinen Museum arbeitet, ob in einem grossen Staatsarchiv oder einem kleinen Familienarchiv. In allen europäischen Ländern kämpft man mit den gleichen Problemen. Als Hauptproblem gelten überall die knappen Gelder und – daraus resultierend – das Fehlen der Arbeits- und Fachkräfte, des geeigneten Verpackungsmaterials und der nötigen, unterschiedlich klimatisierten Archivräume. Fehlt es an all diesem, so werden sich die historischen Fotos schon bald auflösen und ihre Bildinformationen werden verloren gehen.
Ein weiteres Problem, das sich den meisten Sammlungs-Verantwortlichen stellt, ist die Frage, welche Fotos aufbewahrt und welche – angesichts des knappen Geldes – vernachlässigt werden sollen. Die Fragestellungen an eine Fotosammlung sind ungeheur vielfältig und ständigen Veränderungen unterworfen. Ausser dem dokumentarischen Wert besitzen Fotos einen ästhetisch-künstlerischen, einen fotohistorischen und zumeist auch einen starken emotionalen Wert. Wer will da entscheiden, was aufbewahrt und was kassiert (entsorgt) werden soll? Die Devise lautet daher, so viele Originalfotos wie nur irgend möglich, der Nachwelt zu erhalten.
Die Voraussetzung hierfür ist die korrekte materialgerechte Archivierung. Egal, ob es sich um fast 200-jährige Daguerrotypien handelt, um Glasplatten-Negative aus dem späten 19. Jahrhundert, in Alben eingeklebte Papierabzüge aus den 1940er-, Dias aus den 1960er-, Polaroids aus den 1980er-Jahren oder aktuelle digitale Foto-Prints: Alle Fotos sind reine Chemie, und diese reagiert immer weiter auf alle möglichen äusseren Einflüsse. Die chemischen Zersetzungsprozesse können allerdings verlangsamt werden, wenn für die verschiedenen Datenträger eine speziell für sie geeignete klimatische Umgebung geschaffen wird. Dabei spielen jeweils das Zusammenspiel von Licht, Luftfeuchtigkeit und Temperatur eine Rolle. Das heisst konkret, dass man mehrere unterschiedlich klimatisierte und abgedunkelte Kühlkammern für die verschiedenen Bildträger zur Verfügung haben müsste. Eine solche platz- und kostenintensive Ausrüstung kann sich jedoch kein kleines oder mittelgrosses Museum leisten.
Einig sind sich alle Fachleute nur in einem Punkt: Bildinformationen können durch eine hochaufgelöste Sicherheitsdigitalisierung auf lange Zeit bewahrt und reproduziert werden. Doch lautet die Frage, was wertvoller ist: eine unendlich reproduzierbare, elektronische Bildinformation auf einem Server oder ein originaler Bildträger aus vergangenen Zeiten? Die Antwort hierauf ist eine Ansichtssache, über die man stundenlang diskutieren kann.
Die Arbeitsgruppe Museen bemüht sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten sowohl um eine hochaufgelöste, digitale Langzeitsicherung der Bildinformationen, ergänzt durch beschreibende Hintergrundtexte, als auch um eine möglichst schonende Aufbewahrungsart für die originalen Datenträger. Damit sollten die Informationen zur Dorfentwicklung und Lebensweise bewahrt werden können. Wir hoffen, dass all die Schätze, die Sie, liebe Muttenzer und Muttenzerinnen, dem Ortsmuseum überlassen haben, in unserer Obhut möglichst lange überleben und weiteren Generationen die nötigen Informationen liefern können.
Bauernhausmuseum / Ortsmuseum