Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: Jahresrückblick Depotarbeiten
Für die Museen hatte der grosse Lockdown im Frühjahr durchaus positive Seiten gehabt: Halb Muttenz hatte Zeit Keller und Estriche zu durchforsten und sich von Erbstücken zu trennen. So fanden unzählige historisch wertvolle Objekte den Weg ins Museumsdepot. Ein kleiner Querschnitt durch die Objektvielfalt war sogar im Adventsfenster des Bauernhausmuseums zu sehen. Allen Donatorinnen und Donatoren danken wir nochmal ganz herzlich.
Die Arbeitsgruppe Museen (AGM) hatte sich zu Jahresbeginn mit der Depotarbeit sehr zurückgehalten, dies zu Gunsten der Reinigungsarbeiten für die Neueröffnung des nun liftgängigen Ortsmuseums. Ab März wurde sie dann Corona-bedingt ganz eingestellt. So konnte mit den von der AGM nicht beanspruchten Projektstunden für die Sammlungsarbeit, das Projekt unseres Assistenten Beat Zimmermann um 50 Stunden aufgestockt werden.
Nur mit sporadischer Unterstützung der Schreibenden arbeitete er sich im Depot Donnerbaum ganz alleine durch die immer neu eintreffenden Schachteln mit Objektkonvoluten. Gute 100 Stunden war er damit beschäftigt rund 400 Neueingänge zu inventarisieren, zu dokumentieren und jedes einzelne Objekt mit der zugeteilten Inventarnummer zu beschriften. Arbeiten wie das Verschlagworten (Einbinden der vordefinierten Suchwörter), das Recherchieren der Datierung und Ausformulieren der Verwendungszwecke oder die Bildbearbeitung und Implementierung der Fotos in die Datenbank konnte er jeweils im Homeoffice erledigen. Beim Versorgen der Objekte in die Verschiebeschränke haperte es dann ziemlich, waren doch die meisten Tablare bereits voll belegt. Zusätzlich zu diesen Neuzugängen hatte das Ausräumen der beiden Sammlungsfenster und drei bestehender Vitrinen im Ortsmuseum nämlich 70 inventarisierte Sammlungsobjekte zurück ins Depot Donnerbaum gebracht. Deren ursprüngliche Standorte waren aber nach zwei Jahren Absenz schon durch Neuzugänge belegt. Um möglichst wenig Änderungsarbeiten bei den Standortangaben auszulösen, wurden die Zwischenräume der vollbelegten Tablare in der Verschiebeschrankanlage minimiert, deren Bezeichnungen und die Objekte mitverschoben. Neue Regalbretter wurden dann hinten angehängt und alle bisherigen und kommenden Neuzugänge sollten vorerst wieder Platz finden.
Nach der Verarbeitung der «Corona-Objekte» widmete Beat Zimmermann im Herbst weitere rund 100 Stunden der Bildersammlung. Viele Bilder waren beim Bezug des Depots Mitte der 1990er Jahre erst einmal in die Gitterrahmen des Gemäldedepots im Kulturgüterschutz-Raum gehängt worden. Sie warteten seither gemeinsam mit allerlei Neuzugängen auf ihre Aufarbeitung. Nun wurden sämtliche zwischengelagerten «Bilder» in allen Depoträumen zusammengesucht und jene an den Gitterwänden abgehängt. Im benachbarten Raum der Zivilschutzanlage konnten sie auf den Bettgestellen systematisch nach Themen ausgelegt werden. Ziel war es, die bisherige historisch gewachsene Mischung von gemalten Ortsansichten, gerahmten Fotografien, Portraits, Ehrenmeldungen, Diplomen u.v.m. zu sortieren, um sie dann in den Gitterrahmen nach Motiven resp. Themen neu zu hängen. Dadurch wird es leichter die Übersicht auch ohne Blick in die Datenbank zu behalten. Jedes Bild wurde natürlich für die Datenbank zuerst auch fotografiert. Die Spiegelungen und Schattenwürfe der Deckenlampen stellten für unseren Assistenten eine grosse Herausforderung dar, welche er auch ohne zusätzliche Fotolampen souverän löste. In den Karl Jauslin-Gittern des Gemäldedepots wurden die Lücken aufgefüllt, die der Abtransport der acht grossformatigen Bilder im Juni hinterlassen hatte. Es standen noch genug Jauslin-Bilder an die Wände gelehnt, die nun objektschonender aufgehängt werden konnten.
Im Depot Geispel gab es im Sommer nur ein paar wenige Arbeitsnachmittage, um grossformatige Neuzugänge bis zur späteren Dokumentation platzsparend einstellen zu können. Dabei wurde beispielsweise bei den gewichtigen Dezimalwaagen eine Bestandesaufnahme gemacht. Insgesamt wurden 17 Waagen aus den Regalen und den Tiefen noch nicht bearbeiteter Konvolute zusammengetragen. Das Reinigen, Vermessen und Fotografieren der Objekte fand hier wie gewohnt im Freien statt.
Wie eben geschildert, hat Corona bisher für die Museumssammlungen durchaus positive Aspekte gehabt. Die Verschiebeschränke haben sich weiter gefüllt und auch ein Teil des noch nicht dokumentierten Alt-Inventars konnte inzwischen nach neuesten Kriterien aufgearbeitet werden. Mit entsprechenden Schutzkonzepten und gegenseitiger Aufmerksamkeit ging es in den Depots zügig vorwärts. Was uns das neue Museumsjahr nun bringt, wird sich zeigen.